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Leben & Erleben, Jugendcafé
500 Schuhe im Gedenken an verstorbene Kinder in der Ukraine
Auf den ersten Blick ist es eigentlich ein farbenfrohes Bild, das sich an diesem Mittag vor Schloss Fechenbach in Dieburg bietet, denn knapp 500 Paar bunte Kinderschuhe säumen die Stufen vor dem Hauptportal. Erst beim Blick auf das große Plakat, das in der Mitte aufgespannt ist, wird der Ernst der Situation deutlich: Es handelt sich um eine Aktion des Jugendcafés Dieburg zum Internationalen Kindertag. „Mit jedem Paar Schuhe wollen wir symbolisch eines Kindes gedenken, das seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine verstorben ist“, erläutert Olesya Wowes von der Jugendförderung die spontane Idee, die ihr und mehreren ukrainischen Frauen im Jugendcafé gekommen war. 483 Kinder sollen dort seit Kriegsbeginn getötet worden sein, zitiert Wowes aktuelle Zahlen der ukrainischen Regierung. Stand 30. Mai. „Doch diese Zahl stimmt in diesem Moment schon nicht mehr, zwei Kinder sind heute Nacht bei einem Raketenangriff in Kiew ums Leben gekommen“, macht die Mitarbeiterin der Jugendförderung den Ernst der Lage deutlich.
Dank an alle Dieburger
Neben dem Gedenken an die Opfer soll die Aktion zugleich auch ein Dank an alle Dieburger sein, durch deren großes Engagement zahlreiche Ukrainerinnen und Ukrainer seit Kriegsbeginn am seit dem 24. Mai 2022 Zuflucht in der Stadt gefunden haben. „So viele Menschen haben vor allem Frauen mit Kindern spontan ein Dach über dem Kopf geboten, es gab so viele Sach- und Geldspenden, so viel Bereitschaft der Unterstützung – ein herzliches Dankeschön hierfür“, spricht Wowes auch für die Frauen und Kinder, die sich rund um die aufgestellten Schuh-Paare auf den Stufen des Schlosses zum Gruppenbild versammelt haben. Begleitet wurde die Aktion von Tamara Petielina, die vor einem Jahr aus der Ukraine nach Dieburg kam, heute am Mediencampus studiert und mit ihrer Kamera das Geschehen festgehalten hat.
Olesya Wowes stammt selbst aus der Ukraine und ist für die mobile Jugendarbeit in Dieburg tätig, auch die Integration fällt in ihren Zuständigkeitsbereich. Seit 2015 betreute sie zumeist Geflüchtete aus Afghanistan, Iran und Syrien, seit 2022 auch die Menschen aus der Ukraine, die in Dieburg Zuflucht gefunden haben. „Leider ist jetzt mein eigenes Land vom Krieg betroffen, da war es von Anfang an selbstverständlich, dass ich helfe“, begründet Wowes ihr Engagement für die ukrainischen Geflüchteten. Übersetzungsarbeit, Unterstützung bei der Wohnungssuche, Hilfe bei Behördengängen – das sind nur einige Aufgaben, die Wowes übernommen hat.
Begegnungstreff dienstags im Jugendcafé
Aktuell leben knapp 137 Ukrainerinnen und Ukrainer in Dieburg, zu Beginn des Krieges waren es bis zu 250. Rund 50 von ihnen - vor allem Frauen und Kinder - kommen regelmäßig in den internationalen Begegnungstreff „Café International“, der dienstags im Jugendcafé stattfindet. Hier reifte auch die Idee für die Schuh Aktion zum Internationalen Kindertag. „Wir wollen mit dieser symbolischen Darstellung der getöteten Kinder dazu aufrufen, die Augen nicht zu verschließen, sondern der Wahrheit ins Gesicht zu sehen“, so der Appell der beteiligten Frauen. Erfreulich für alle Beteiligten war die Tatsache, dass sie mit ihrer Aktion, die rund zwei Stunden gedauert hat, in Dieburgs Innenstadt eine große Resonanz erfahren haben. „Viele Passanten haben uns angesprochen und waren schockiert angesichts des Ausmaßes, das wir heute mit diesen Kinderschuhen verdeutlicht haben“, sagt Wowes abschließend.