- Rathaus & Politik
- Leben & Erleben
- Nachhaltigkeit
- Wirtschaft & Stadtentwicklung
Leben & Erleben, Nachhaltigkeit
Förderung der Insektenvielfalt in Kommunen
Das in den vergangenen Jahren vielerorts beobachtete, massive Insektensterben hat die Aufmerksamkeit auf die wichtige Rolle gelenkt, die Insekten in Ökosystemen spielen: Wildbienen, Schmetterlinge, Fliegen und Co. sind nicht nur wichtige Bestäuber – sie bilden auch die Nahrungsgrundlage für zahlreiche andere Tiere wie Vögel, Fledermäuse oder Eidechsen. Um dem besorgniserregenden Trend des Insektenrückgangs entgegenzuwirken, beteiligt sich die Stadt Dieburg an einem neuen Forschungs- und Transferprojekt der Hochschule Geisenheim: Das Projekt WiZik (Potenzial von Wild- und Zierpflanzen für Insektenschutz und klimaresistente Begrünung im urbanen Raum) wird vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) unter dem Dach des Lore-Steubing-Instituts (LSI) für Naturschutz und Biodiversität gefördert. Insgesamt sind 15 Kommunen in Hessen an dem Projekt beteiligt.
Das Hochschul-Projekt zielt darauf ab, Empfehlungen für eine insektenfreundliche Begrünung im innerörtlichen Umfeld zu entwickeln. „Die Begrünung von kommunalen Flächen kann einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der Insektenvielfalt leisten“, betont PD Dr. Karsten Mody vom Institut für angewandte Ökologie der Hochschule Geisenheim, der dem Leitungsteam des Projektes angehört. „Unser Ziel ist es, fundierte Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Pflanzenarten besonders viele Insektenarten fördern und gleichzeitig mit geringem Pflege- und Wasserbedarf auskommen können, um bei der zunehmenden Erwärmung und immer knapper werdenden personellen Ressourcen eine praxistaugliche Begrünung zu gewährleisten.“
Wild- und Zierstauden vergleichen
Zu diesen Zweck werden die Forschenden in den kommenden drei Jahren im Dieburger Schlossgarten unweit des Trapezteichs auf einer 4 x 5 Meter großen Fläche verschiedene, in einem gemeinsamen Versuchsbeet gepflanzte Wild- und Zierstauden miteinander vergleichen. Darunter zehn einheimische, zehn aus dem europäischen Nachbarländern und zehn Exoten beispielsweise aus Nordafrika. Schafgarbe, Glocken- und Flockenblumen, Ballonblume, aber auch diverse Arten von Nesseln sowie Wiesen-Salbei, Lichtnelken, Mannstreu, Sonnenhut gehören dazu. Im Laufe der Jahre soll so festgestellt werden, welchen Insekten diese Pflanzen als Nahrung dienen und in welchem Umfang. Möglichst viele Blütenbesucher sollen dokumentiert werden - von Bienen und Schmetterlingen, über Wanzen, Heuschrecken und Käfer bis hin zu Raupen und Larven. Darüber hinaus soll getestet werden, wie robust die Pflanzen gegenüber der zunehmenden Trockenheit sind. Hierfür wird die Bewässerung im letzten Studienjahr auf ein Mindestmaß reduziert und daraufhin geprüft, wie sich dies auf das Wachstum und das Blütenangebot der Pflanzen auswirkt.
Auch in Dieburg erhofft man sich aus dem Hochschul-Projekt neue Erkenntnisse für die Bepflanzung städtischer Grünflächen: „Durch die Beobachtung der Flora und Fauna auf dem Versuchsbeet werden sicher auch wir als Kommune interessante Rückschlüsse auf unsere eigene Bepflanzung im Stadtgebiet ziehen können“, erklärt der städtische Grünflächenbeauftragte Dirk George. Für die Öffentlichkeit wird es eine Info-Tafel geben, auf der sich jeder – auch via QR-Code – über das Hochschul-Projekt informieren kann.
Die Fläche im Dieburger Schlossgarten wurde von Mitarbeitenden des städtischen Betriebshofs für die Bepflanzung vorbereitet, am Montag haben Dorothea Leyrer und Simon Zobus von der Hochschule Geisenheim die Jungpflanzen ins Versuchsbeet gesetzt.
Das Forschungsprojekt „WiZik“ wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Hochschule Geisenheim in enger Zusammenarbeit mit kommunalen Einrichtungen, Umweltorganisationen und Gärtnereien durchgeführt, um die Ergebnisse direkt in nachhaltige Begrünungsstrategien im kommunalen Bereich überführen zu können. Beteiligt sind insgesamt 15 Kommunen, zu denen neben Dieburg unter anderem auch Bad Camberg, Bad Schwalbach, Michelstadt, Neu-Anspach, Riedstadt, Taunusstein, Viernheim und Wiesbaden zählen.